21. Februar 2023

Zwischen den Fronten

BANGLADESCH
In den Chittagong Hill Tracts von Bangladesch eskalieren die Feindseligkeiten zwischen Militär und Rebellen. Darunter leiden die Dorfbewohner, zu denen auch die Familien unserer Bibelschüler gehören.

Im Südosten Bangladeschs lebt die ethnische Minderheit der Bawm in einfachen Dörfern mitten im Dschungel. Viele Bawm sind Christen. In den Wäldern der Chittagong Hill Tracts verstecken sich aber auch die Rebellen der Kuki-Chin National Front (KNF). Militär und Regierung vermuten, dass sie im Dickicht des Dschungels islamistische Terroristen ausbilden. Die bangladeschische Armee bekämpft die Aufständischen. Die Bawm geraten zunehmend zwischen die Fronten, denn die Regierung wirft den Dorfbewohnern vor, Rebellen zu verstecken und zu unterstützen.

Nun hat die Armee den gesamten Lebensraum der Bawm abgesperrt. Die Menschen dürfen ihre Dörfer nicht mehr verlassen und die Felder nicht mehr bearbeiten.  Der Kauf und Verkauf von Waren und Lebensmitteln ist verboten. Viele Bawm leben von Kleinliefer- und Taxidiensten, die sie mit dem Motorrad von Dorf zu Dorf leisten, aber auch das ist jetzt verboten. Den Menschen geht das Essen aus. Die Kinder sind frustriert, weil sie die Schule nicht mehr besuchen dürfen.

Massenexodus und Verhaftungen
Bereits haben Hunderte von Familien ihre Dörfer in Richtung Indien und Myanmar verlassen. Es sind aber nur Frauen und Kinder, die flüchten. Die Männer verstecken sich im Dschungel. Unser einheimischer Partner vor Ort und Koordinator unserer AVC-Bangladesch-Arbeit, berichtet: »Die Kämpfe zwischen Armee und Rebellen sind ein willkommener Vorwand, die Bawm-Christen zu verfolgen. Im ganzen Land ist nämlich bekannt, dass die Bawm ihren Glauben und das Wort Gottes sehr aktiv weitergeben.« Bereits seit 2015 sei ihnen untersagt, Bibeln, Traktate und christliche Literatur an ihre muslimischen, hinduistischen und animistischen Nachbarn weiterzugeben.

Er schildert, wie die Dorfbewohner der Willkür ausgesetzt seien: »Vor kurzem wurden einigen Pastoren die Pässe abgenommen, damit sie nicht flüchten können. Junge Bawm-Männer werden willkürlich festgenommen, weil sie angeblich zu den Rebellen gehören. Die Verhafteten müssen auf dem Militärareal in der sengenden Sonne ohne Essen und Trinken Zwangsarbeit verrichten.  Im Dschungelgebiet unterstützt AVC kleine Schulen, die aber jetzt teilweise geschlossen sind, da Zusammenkünfte verboten sind. Die hilflosen Christen beten um Gottes Eingreifen in dieser angespannten Lage.

Vorbereitet, dem Land zu dienen
Nahe der Stadt Bandarban, knapp außerhalb des Sperrgebiets, unterstützt AVC eine Bibelschule. Die meisten der rund 20 Studierenden am Harvest Center stammen aus den Dörfern in den Chittagong Hill Tracts, ihre Familien sind akut von den Feindseligkeiten der Regierung betroffen.

AVC bezahlt die Löhne der Bibelschullehrer und hat den Bau eines zweiten Stockwerks mitfinanziert: Der große Raum unter dem Dach wird als Schulzimmer und für Gottesdienste genutzt. Als Unterkunft dienen zwei einfache Schlafräume im Erdgeschoss des Hauses. Die Schüler führen im Harvest Center eine kleine Farm und tragen durch den Anbau von Gemüse zur Selbstversorgung bei. Und sollten die Studierenden die kleine Schulgebühr mal nicht bar bezahlen können, so nimmt die Schullleitung ausnahmsweise auch ein Huhn entgegen.

Die Bibliothek ist zwar vorhanden, noch gibt es allerdings keine Bücher: Christliche Literatur ist rar in Bangladesch. Die Bibel gibt es nur in einer veralteten Übersetzung.

Die jungen Leute erhalten an der Bibelschule ein festes Glaubensfundament. Sie lernen, die gute Nachricht weiterzugeben und sich in Dörfern und Städten auch sozial und unternehmerisch zu engagieren. Die Bibelschule hat sich das Ziel gesetzt, innerhalb von fünf Jahren rund 50 Evangelisten auszubilden. Die Bawm-Christen leisten so zwischen den Fronten einen beeindruckenden Dienst. Unterstützen wir sie im Gebet.



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