
Auf der Flucht
»Unser Dorf wurde von Dschihadisten zerstört«, berichten einige Frauen. »Sie richteten unter den Männern ein Gemetzel an und zwangen uns Frauen zur Flucht.« Zu den Gräueltaten gesellt sich religiöser Terror. Ein Flüchtling aus einem anderen Dorf in der Umgebung der Stadt Koro berichtet: »Die Islamisten zwangen unsere Frauen unter Schlägen, sich zu verschleiern. Von uns verlangten sie, dass wir ihre Gebete sprechen. Als wir uns weigerten, gaben sie uns eine Frist von drei Tagen, um das Dorf zu verlassen.«
In Koro leben mittlerweile hunderte christliche Binnenvertriebene. Fast alle haben bei den Überfällen Traumatisches erlebt und mussten ihr gesamtes Hab und Gut zurücklassen. In der Stadt, fern von ihrem Zuhause, fühlen sie sich wie Gefangene. »Wir finden keine Arbeit. Es ist schwer, eine Mahlzeit auf den Tisch zu bringen. Wir haben Hunger«, klagt ein Vertriebener. Viele fliehen weiter in den Süden, nach Bamako. Doch auch in der Hauptstadt ist das Leben für die Flüchtlinge schwer.
So auch für Adriana*. Als die Witwe vom brutalen Überfall der Dschihadisten auf ihr Dorf berichten will, versagt ihr die Stimme. Mit ihren schwer traumatisierten Kindern – ein Sohn wurde stundenlang von den Extremisten gefoltert – gelingt ihr die Flucht nach Bamako. Adriana, und mit ihr viele weitere Christen, ist dankbar für die Hilfsgüter und die Unterstützung von ACP Néhémie Mali.
In Zentralmali ist die Gründung einer Kooperative geplant. Diese ist auf Agrarwirtschaft ausgerichtet und ermöglicht es entwurzelten Christen, wieder ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Und im Süden, auf einem Landstück in der Nähe von Bamako, hat unser Partner mit dem Bau eines Dorfs begonnen. Hier sollen mindestens 30 verfolgte Familien ein neues Zuhause finden. Mit alledem tragen wir auch das Evangelium und damit Hoffnung in ein muslimisches Umfeld hinein.
* Name geändert

