Gefährliche Kontrolle

»Auf meinem Einsatz hatte ich viele wertvolle Begegnungen und unvergessliche Momente. Aber es war auch sehr herausfordernd: stundenlang im Schneidersitz sitzen, Unmengen an Schwarztee trinken, Gottesdienste bis 2 Uhr in der Frühe besuchen, fast jede Nacht auf harten Böden oder im Bus schlafen, unzählige Strassensperren und Kontrollen überstehen.

In der Region, in der ich unterwegs war, gibt es eine unglaubliche Militärpräsenz mit Panzern und Soldaten in Vollmontur – wie im Krieg! Immer wieder halten Bewaffnete tagsüber und auch nachts die Busse an, sammeln die Pässe ein und rufen einzelne Personen nach Draussen.

An einem Nachmittag kaufte ich ein Ticket und nahm ein Taxi zum Busbahnhof. Unterwegs gerieten wir in eine Kontrolle, wie ich sie noch nie erlebt habe. Die Soldaten glaubten dem Taxifahrer nicht, dass er mich nicht persönlich kannte, und machten ihn richtig fertig. Mich schrien sie an und wollten wissen, weshalb ich ausgerechnet in dieser Region unterwegs war.

Ich gab ihnen den einen Satz zur Antwort, den ich bereits vor meiner Abreise vorbereitet und in der lokalen Sprache gelernt hatte. Sie schrien mich wieder an. Mit ruhiger Stimme wiederholte ich meinen Satz. Sie kontrollierten mein Gepäck, hielten sogar die christliche Literatur in den Fingern und fragten, ob das Werbematerial sei. Ich nickte, worauf sie die Schriften nicht mehr anschauten.

Nachdem die Kontrolle endlich beendet war, fragte mich der Taxifahrer, ob ich Moslem oder Christ sei. Ich zögerte mit der Antwort, doch schon sprach er weiter: ›Egal, was du bist. Jetzt musst du zu deinem Gott beten und ihm danken, dass sie uns haben gehen lassen. Es hätte richtig schlimm enden können.‹ Dann breitete er seine Jacke am Strassenrand aus und fing an, nach muslimischer Art zu beten. Und ich dankte Gott in meinem Herzen für seine Bewahrung.«