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September 23 2020

Verfolgung aus Gewohnheit

LAOS
Laut der seit 1991 gültigen laotischen Verfassung darf jeder glauben, was er will. Dieses Recht entpuppt sich in der Realität als Hohn.

»Die Situation für uns Pastoren und christlichen Leiter in Laos ist angespannt« – so der aus Laos kommende Tenor. Wir fragen Daniel H., AVC-Länderverantwortlicher für Laos, nach seinen Einschätzungen.

Daniel, was ist los in Laos?
Was bringt eine Verfassung, wenn lokale Behörden sich nicht darum scheren und keine Ahnung haben, worum es im christlichen Glauben geht? Für sie ist er eine von Amerika importierte Ideologie, eine Bedrohung des über allen und allem stehenden kommunistischen Systems. Also verhaften und schikanieren sie vor allem geistliche Leiter.

Ist das im ganzen Land so?
Nein, die Duldung religiöser Aktivitäten variiert je nach Region, Ethnie und Gruppierung. Der tief in der laotischen Kultur verankerte Buddhismus, von der Mehrheit praktiziert, ist heute weitgehend frei von Beschränkungen. Doch besonders bei ethnischen Minderheiten alarmiert das rasche Wachstum der evangelikalen Gemeinden die zuständigen Apparatschiks.

Und wie reagieren diese darauf?
Sie inhaftieren Christen, allen voran »Aktivisten« mit hohem Wirkungsgrad. Sie führen Zwangsräumungen durch, verbieten Evangelisationen, christliche Ausbildungen und Gemeindegründungen. Oder sie siedeln Familien, die einen geistlichen Flächenbrand verursachen und somit zur »Bedrohung« werden könnten, in entfernte Regionen um. Erst vor ein paar Tagen erhielt ich ein Bild samt Aufruf unseres Partners in Laos: »Betet für diese fünf Akha-Christen aus Muangkhan, die soeben aus ihrem Dorf vertrieben worden sind.«

Und das, obwohl erst kürzlich noch ein Meilenstein in Richtung Religionsfreiheit erreicht wurde, wie ein laotischer Christ triumphiert: »Die laotische Zentralregierung hat offiziell das Christentum anerkannt. Dabei waren wir früher ‘Staatsfeind Nr. 1’.« Christen standen im Ruf, in Laos die Einheit und traditionelle Dominanz des Buddhismus, der die gesellschaftlichen Machtstrukturen stärkt, zu untergraben. Aber eben: Trotz offizieller Anerkennung durch die Zentralregierung sind Behörden in abgelegenen Volkgruppen, ihrer Gewohnheit folgend, hinter den Christen her.

Gibt’s aus Laos auch Positives zu berichten?
Ja. Trotz oder teils wegen der Verfolgung ist die Zahl der Christen in den vergangenen 20 Jahren von rund 32 000 auf heute über 150 000 angewachsen. Als zwei der »Urheberinnen« dieses Wachstums kommen mir spontan zwei Pastorenfrauen in den Sinn. Die eine hat die Arbeit ihres Mannes während seiner 13-jährigen Haft weitergeführt. Die andere hat die Berufung ihres Mannes nach dessen Ermordung als Erbe übernommen. Beide haben Gemeindegründungsbewegungen mit heute Tausenden von Mitgliedern losgetreten.

Wie unterstützt AVC Christen in Laos?
Wir haben einen Hilfsfonds für verfolgungsbedingte Notlagen: für Hinterbliebene von »Verschwundenen« oder Inhaftierten und für die Wiederansiedlung vertriebener Familien. Wir fördern sogenannte »Harvest-Centers« mit Kombi-Ausbildung in Landwirtschaft und Gemeindegründung. Leiter von besonders gefährdeten Minderheiten bilden wir in Thailand aus.

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