AVC Äthiopien Mutter von Lydia
23. August 2021

»Neuland« mit Überraschungen

ÄTHIOPIEN
Im April stößt er zum AVC-Team in Deutschland. Sein erster Einsatz verschlägt ihn nach Äthiopien – Neuland für ihn. Er ist gespannt, was ihn erwarten wird. Ein Reisebericht.

Äthiopien. Ich bin zum ersten Mal hier. Über das jahrzehntelange Engagement von AVC / Nehemia ist mir schon vieles zu Ohren gekommen. Jetzt freue ich mich, in Begleitung zweier altgedienter »Streiter« wie Hans Ollesch und Friedhelm Ernst Land und Leute kennenzulernen.

Weiches Herz, harte Stirn  Wir treffen auf Pastor Solomon Regassa. Unerschrocken hat er durch schlimme Zeiten samt massivster Verfolgung an seinem Auftrag festgehalten. Hans Ollesch erinnert sich: »Unter der vormals kommunistischen Regierung war auch seine Kirche, die Full Gospel Believer Church, verboten und somit in den Untergrund verdrängt. 1991 wurde das kommunistische Regime gestürzt und die FGBCH erlangte die staatliche Anerkennung. Doch es wurden neue Fronten errichtet: seitens der Muslime und der Orthodoxen Kirche(!). Als Generalsekretär der FGBC setzte sich Solomon gegenüber den Behörden kühn für die Christen ein. Dies, sein selbstloser Dienst und alles in Kombination mit seinem bescheidenen Wesen, brachten ihm hohe Wertschätzung ein.«

In mir steigt Dank hoch. Und Faszination über die bereits 25-jährige fruchtbare Kooperation von AVC mit Pastor Solomon Regassa. Ein Mann mit weichem Herzen und harter Stirn. Bei einem Treffen in Addis Abeba wird das Vierteljahrhundert Zusammenarbeit gebührend gefeiert.

Chancenlos und erfolgreich  In Nekemte besuchen wir eines unserer Patenschaftsprojekte. Zahlreiche Sponsoren machen es hier möglich, rund 200 Waisen und benachteiligte Kinder zu versorgen. Eine Mutter bringt die Dankbarkeit und jene ihrer Angehörigen für Schulbildung, Kleidung, Nahrung und Gesundheitsvorsorge zum Ausdruck: »Meine Tochter Lydia hatte ihren Vater verloren. Wer sollte da für das Schulgeld aufkommen?! Doch jetzt besucht sie die achte Klasse und ist eine ausgezeichnete Schülerin. Vielen Dank für alles, was Sie für uns getan haben! Gott soll Sie segnen!« Aus diesen Projekten gehen Ärzte, Universitätsdozenten, Bankangestellte und Ingenieure hervor, andere haben hochstehende Jobs in staatlichen Organisationen. Mir wird bewusst, wie bedeutsam unsere Patenschaftsprogramme sind. Ohne sie hätten diese Kinder keine Chance auf Bildung und beruflichen Erfolg.

Überraschung hinter dem Blechzaun  Durchgerüttelt steigen wir frühmorgens aus dem Landcruiser. Vor uns herrscht geschäftiges Treiben, hinter uns erhebt sich ein Blechzaun mit einem Tor. Dahinter steht ein für Afrika typisches Gemeindehaus aus Holz und Wellblech. Wir treten ein. Ein freundlicher Mann, der Kleidung nach zu schliessen ein muslimischer Gelehrter, schart ein paar Dutzend Leute um sich – offensichtlich ebenfalls welche mit muslimischem Hintergrund. Wir sind in einen Glaubensgrundkurs von Bruder Musa hineingeplatzt. Seinerseits mit Jesus vertraut geworden, bringt Musa jetzt die biblische Lehre unter Suchende und Anfänger im christlichen Glauben.

Eine Frau gibt uns Einblick in ihr dramatisches Schicksal: »Meine Familie und sämtliche Vorfahren sind Muslime. Etwas anderes kannte ich nicht, bis ich eines Tages eine Vision hatte. Jesus stand da und fordert mich auf, an ihn zu glauben. Dass ich dem nachgekommen bin, provozierte meinen Mann dermaßen, dass er mich mit einem Schwert bedrohte und aus dem Haus warf. Und was mich besonders schmerzte: Meine eigenen Kinder drängen ihn, mich zu töten. Mein Mann reichte die Scheidung ein. Doch kurz vor dem geplanten Gerichtstermin prophezeite Bruder Musa, es werde keine Scheidung geben. Ich würde nach Hause zurückkehren können, und Gott würde an meiner Familie wirken. Ich konnte das kaum glauben. Ich war schon seit einem Jahr verstoßen. Doch es traf ein wie vorhergesagt: Vor dem Scheidungsrichter erklärte mein Mann, er werde mich zurücknehmen. Jetzt darf ich sogar einmal pro Woche die Kirche besuchen. Später haben sich auch meine Kinder für den christlichen Glauben entschieden.«

Ich verlasse diesen Ort, tief bewegt vom Wirken Gottes unter den Muslimen, beeindruckt über Bruder Musa und seine mutigen Schäfchen. Und ich bin auch ein bisschen stolz, dass wir als AVC mit Ihrer Unterstützung solchen Menschen den Rücken stärken dürfen.

Zerstreut und gesammelt  Wir besuchen eine Konferenz für einen Teil der rund 160 durch Patenschaften von AVC unterstützten Evangelisten. Sie motivieren sich gegenseitig durch Berichte aus ihrer Arbeit.

Mulugeta, zum Beispiel, arbeitet an der Grenze zum Sudan unter der Volksgruppe der Muschenge. »Das Gebiet ist abgelegen und die Sicherheitslage kritisch. Kürzlich wurden ich und meine Leute attackiert. Wir versuchten zu fliehen. Zwei Gemeindeglieder wurden ermordet, mich selbst verschleppten die Schergen an einen unbekannten Ort. Nach sechs Tagen konnte ich zusammen mit einem Freund entkommen.«

Zurück im Dorf sammelt er seine Gemeindemitglieder. Jetzt treffen sich wieder rund 30 Christen. Sie bereiten sich auf die Taufe vor - ungeachtet aller Widerstände.

Was Gott in Äthiopien mit Unterstützung von AVC/Nehemia in Bewegung setzt, ist weit mehr, als ich erwartet hatte. Überrascht, dankbar, bereichert und hochmotiviert kehre ich nach good old Germany zurück.

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