
Verfolgung und Wunder
Sehr zu Herzen geht uns der Bericht eines Pastors, der für seinen Glauben inhaftiert wurde. Der Gefängnisdirektor verabscheute Christen so sehr, dass er ihn zu besonders gewalttätigen Kriminellen sperrte und diese anwies, ihm das Leben schwerzumachen. Zum Leidwesen des Direktors wurden aber durch das Zeugnis des Pastors alle Mithäftlinge Christen. Dasselbe geschah in einer zweiten Zelle. Der Gefängnisdirektor liess den Pastor von seinen Wachen verprügeln und warf in danach bewusstlos in eine dritte Zelle. Als der Pastor wieder zu sich kam, fand er sich zu seinem Erstaunen schmerzfrei und weich gebettet auf der einzigen Pritsche der Zelle wieder – umringt von Männern, die mehr über seinen Gott wissen wollten. Was war geschehen? Als er bewusstlos am Boden lag, schien ein Lichtstrahl auf seinen Körper. Und wo immer ihn die Häftlinge hinschleiften, folgte ihm dieses Licht. Überwältigt von diesem Wunder bekehrte sich der Gefängnisdirektor, der heute selbst als Leiter einer Untergrundkirche arbeitet.
Zurück zum Ursprünglichen
»Wir erleben grosse Wunder«, berichtet Ping*, der Verantwortliche eines grossen Untergrundnetzwerks. »Eine unserer Ortsgemeinden hatte 20 Krebspatienten. Alle wurden geheilt! Zudem hat die Verfolgung unsere Gemeinden wieder zu Hauskirchen gemacht. Grosse Gruppen wurden in kleine von maximal 15 Leuten aufgeteilt.« Die wachsende Anzahl von Versammlungsorten lässt den Bedarf an Mitarbeitern ansteigen. Und auch dies bringt die chinesische Kirche wieder zurück zum Ursprünglichen: »Unsere Leiter sind keine studierten Theologen, sondern Christen, die sich auf die Führung des Heiligen Geistes verlassen.«
Bereit, den Preis zu zahlen
»Gott hat viele chinesische Christen berufen, die keine Angst vor dem Tod haben. Sie sind bereit, den Preis zu zahlen, der ihnen der Dienst an Christus abverlangt«, sagt Kaiwen*, unser Kontakt zu einem weiteren Zweig der Untergrundkirche. »Sie arbeiten zuverlässig und treu und verkünden das reine Wort Gottes, welches das Fundament bildet, auf dem alles aufgebaut ist.« In den vergangenen vier Jahren hat die Verfolgung in China an Härte zugenommen. »Trotz der Risiken schulen wir weiterhin jeden Tag Christen, allerdings vermehrt online. Doch wegen der digitalen Überwachung ist selbst dies sehr gefährlich.«
Aus diesem Grund haben gedruckte Bibeln einen hohen Stellenwert. In China jedoch sind Bibeln Mangelware, auch weil sie immer wieder von der Polizei beschlagnahmt werden. Ausserdem reguliert die Regierung den offiziellen Verkauf von Bibeln und limitiert den Absatz. »Wer eine Bibel haben will, muss beim Kauf seine persönlichen Daten hinterlegen. Niemand will das tun – schon gar nicht, wer viele Bibeln braucht«, so Kaiwen. AVC finanziert jährlich den Druck von 100 000 chinesischen Bibeln, die von den Netzwerken dort verteilt werden, wo der Bedarf am grössten ist.
Auf sich selbst gestellt
Die chinesischen Christen haben eine grosse Vision. So haben die Netzwerke in China bereits unzählige Missionare in muslimische, buddhistische und hinduistische Gebiete in Asien, Nordafrika und den Nahen Osten ausgesandt. Diese zu besuchen, ist aber für die Gemeindeleiter unmöglich, und die Evangelisten bleiben weitestgehend auf sich selbst gestellt. Netzwerkleiter Jin* erklärt: »Es ist sehr schmerzhaft für uns, dass wir uns nicht um unsere Mitarbeiter an ihrem Wirkungsort kümmern können.« Die meisten Gemeindeleiter können nicht ausreisen, da ihre Reisepässe eingezogen wurden. »Etliche dürfen nicht einmal ihre Provinz verlassen«, berichtet Yun*, ein anderer Leiter.
Wenn Jesus eingreift
Von der Arbeit mutiger Evangelisten haben wir viele beeindruckende Berichte erhalten. So trafen sich vier von AVC unterstützte Missionare in einem kleinen Laden im muslimischen Westen Chinas. Angezogen vom Klang ihrer Lieder betrat eine verzweifelte Frau den Raum. Sie erzählte den Männern, dass ihr Mann im Sterben lag. Ihr gesamtes Geld hatte sie für medizinische Versorgung ausgegeben und es gab nichts mehr, was sie noch für ihn tun konnte. In diesem Raum gab die Frau ihr Herz Jesus. Sie bat ihre neuen Freunde, für ihren Mann zu beten. Das taten sie, der Mann wurde geheilt und nahm ebenfalls Christus an. Als aber die örtlichen Muslime davon erfuhren, drohten sie ihm mit dem Tod, wenn er nicht zum Islam zurückkehren würde. Der Mann hielt ihnen entgegen: »Wo wart ihr, als ich krank war? Niemand von euch kam zu mir, niemand war bereit, uns zu helfen. Diese Christen aber kamen! Sie beteten für mich, und ich bin geheilt! Und jetzt verlangt ihr, dass ich zum Islam zurückkehre? Niemals!« Die Eheleute blieben standhaft und besuchen seither die Kirche unserer Missionare.
Ein weiterer Mitarbeiter im Westen Chinas hatte Kontakt zu einer Frau, deren Mann eine weitere Frau hatte. In jener Gegend ist Polygamie gestattet. Wenn eine Frau das nicht will, kann der Mann sich von ihr scheiden lassen. Diese junge Ehefrau war verzweifelt. Dem Missionar gelang es, sie zu Christus zu führen. Etwas später lernte ihr Mann ebenfalls Jesus kennen, trennte sich von der anderen Frau und die Familie wurde gerettet. Dies hat dem Missionar eine weitere Tür geöffnet: Er kann dem Vater der Frau, einem Imam, von dem Gott erzählen, der die Ehe seiner Tochter bewahrt hat.
Ja, der Weg der verfolgten Kirche in China ist gepflastert mit Wundern.

