22. September 2024

Haus verloren, Jesus gefunden

ARMENIEN
Armines Familie hatte gerade ihr Traumhaus in der historischen Stadt Schuschi in Arzach* gekauft. Doch kaum hatten sie mit den Reparaturarbeiten begonnen, wurde ihr Leben auf den Kopf gestellt.

Ohrenbetäubender Lärm detonierender Bomben riss Armine am 27. September 2020 um 6 Uhr morgens jäh aus dem Schlaf. Aserbaidschan griff Arzach an! Armine und ihr Mann Sasha beschlossen, sofort mit den beiden Kindern nach Armenien zu fliehen. Sie erhielten die Adresse eines Hotels in Eriwan in der Abovyan-Strasse, das Zuflucht gewähren sollte.

Vom Navi fehlgeleitet

Sie fuhren bis spät in der Nacht. Doch das Navigationssystem führte sie in die Irre und so landeten sie schliesslich am 28. September um 2 Uhr nachts nicht in der Abovyan-Strasse in Eriwan, sondern in der Stadt Abovyan. Die Strassenlaternen waren ausgeschaltet. Sie hatten keine Ahnung, wo in dieser unbekannten Stadt sie sich befanden.

Erschöpft, hungrig und verängstigt betete Armine um göttliche Führung. Bald sah sie in der Ferne ein Licht: das beleuchtete Kreuz auf der evangelischen Kirche von Abovyan City. Mit neuer Hoffnung folgte Sasha dem Licht. Als sie sich näherten, sahen sie Menschen im Kirchengebäude. Unser Partner, Pastor Vazgen Zohrabyan, hiess die Flüchtlinge herzlich willkommen. Sasha bat den Pastor, sich um seine Familie zu kümmern. Er selbst nahm schweren Herzens von seiner Frau und den Kindern Abschied, um nach Hause an die Front zurückzukehren.

Ein unvergesslicher Tag
Dann kam der 9. November 2020, der Tag, den Armine nie vergessen wird. 40 Tage waren vergangen, ohne dass sie etwas von Sasha gehört hätte. Nun sah sie in den Nachrichten, dass Schuschi an die aserbaidschanischen Streitkräfte gefallen und ihr Haus in ein militärisches Hauptquartier umgewandelt worden war. Da dieses ganz in der Nähe der armenisch-orthodoxen Kirche stand, waren die Streitkräfte sicher, dass es nicht bombardiert werden würde.

Aber noch etwas geschah am diesem 9. November. Armine liess sich von Pastor Vazgen taufen. Als sie an die Reihe kam, bat sie, etwas sagen zu dürfen. »Heute habe ich erfahren, dass mein Haus besetzt wurde, und ich habe noch immer nichts von meinem Mann gehört. Ich weiss nicht, ob er noch am Leben ist. Ich habe mein Haus in Schuschi verloren, aber Jesus in Abovyan gefunden. Mein Haus wurde von Muslimen, aber mein Herz von Jesus erobert. Es war wert, alles zu verlieren, um Jesus zu finden.«

Am 20. November, zehn Tage nach der Vereinbarung eines Waffenstillstandes, kehrte Sasha zu seiner Familie zurück. Sie entschieden sich, nach Arzach heimzukehren. 2023, nach Ausbruch weiterer Kampfhandlungen, flüchteten sie erneut – diesmal direkt zu unserem Partner. Seither werden sie von der Kirchengemeinde betreut und unterstützt.

*bis 2017 Republik Bergkarabach



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